Gibt der Datenkrake endlich auf? Es klingt zumindest erst einmal so: Facebook hat sich mit der amerikanischen Wettbewerbsbehörde FTC auf eine Reihe von neuen Datenschutzregeln geeinigt.
Künftig sollen die rund 800 Millionen Nutzer stärker gefragt werden, wenn ihre Daten anderen zugänglich gemacht werden. Die Zeiten, in denen der Datenausbeuter mit den Fotos, Kommentaren und sensiblen Informationen sorglos umgeht, wären vorbei.
Allein, das ist zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich hat sich an der Einstellung Facebooks zur Privatsphäre seiner Kunden nichts geändert: Wenn sie schon die soziale Plattform kostenlos nutzen wollen, dann sollen sie sich auch nicht über die Verwertung ihrer Daten beschweren. Daran ändert auch die Einigung mit der FTC nichts. Der Konzern willigt ja nicht etwa deshalb ein, weil er auf seine Kritiker reagiert. Sondern vielmehr, weil er sich für den Börsengang im nächsten Jahr rüsten dürfte.
Es stimmt natürlich: Zunächst ist jeder selbst dafür verantwortlich, wie viel Daten er in dem globalen Netzwerk hinterlegt. Dabei nun auf einen Gesinnungswandel von Facebook zu vertrauen wäre angesichts der zahlreichen Skandale und Beschwerden der letzten Jahre ausgesprochen naiv und grob fahrlässig.
Nur die Nutzer in die Pflicht zu nehmen ist aber zu wenig. Zur Konkurrenz zu wechseln ist auch einfacher gesagt als getan – das Netzwerk ist der Marktführer. Da brauchen die Kunden die Politik an ihrer Seite. Die versuchte, das Datenschutzproblem im Dialog zu lösen, zuletzt bei einer Anhörung im Bundestag. Doch das bewirkt offensichtlich nichts. Facebook fühlt sich als US-Unternehmen nicht den Regeln in Deutschland verpflichtet.
Mit gutem Zureden und Appellen aber kommt man bei Facebook nicht weiter. Datenschützer wie Gesetzgeber sollten mit ihren Drohungen Ernst machen und zu schärferen Waffen greifen.
(Quelle: Financíal Times Deutschland)