Selbst in der Rhein Main Presse schreibt man über das endlich wiederkehrende Fußballderby zwischen Hannover und Braunschweig. Und das dieses Derby in der ersten Liga stattfindet, ist das große Sahnehäubchen für alle.
NIEDERSACHSEN: Die Rivalität zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig sucht ihresgleichen
1963 wurde die Bundesliga gegründet. Eintracht Braunschweig war dabei, Hannover 96 nicht. Die Entscheidung fiel letztlich am grünen Tisch und begründete eine tief greifende Rivalität. Die Situation erinnert an die konfliktträchtige Geschichte zwischen den Offenbacher Kickers und Eintracht Frankfurt und treibt seither besondere Blüten. Studenten, die mit gelbblauem Trikot an der Uni Hannover in Vorlesungen gehen, werden von ihren Dozenten gemaßregelt, und dann und wann hat die „schönste Hauptsache der Welt“ sogar geografische Auswirkungen.
In Braunschweig gründete sich eines Tages ein Fanklub der ortsansässigen Eintracht und nannte sich „Wohlenberglöwen“. Der namensgebende Berg liegt rund eine halbe Stunde mit dem Auto nördlich von Braunschweig. Die mythenumwobene Geschichte dieses Berges brachte den Fanklub dazu, ihn als Namensgeber zu wählen. Was die Anhänger jedoch erst im Nachhinein erfuhren, war, dass der Berg offiziell genau 96 Meter hoch ist – oder besser war. „Wir hätten uns diesen Namen nie gegeben“, ließ sich Gründungsmitglied Ingo Matthey zitieren – und rückte mit seinen Kameraden, einem Trecker, Schaufeln und Schubkarren an, um an der höchsten Stelle des Berges zur Tat zu schreiten. Der Berg wurde verkleinert. Geplant war ein Meter, im Eifer des Gefechts wurden zwei daraus. Die ortsansässige „Aller Zeitung“, die zur Gruppe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zählt, berichtete mit großem Foto über den Fall.
So lustig geht es nicht immer zu. Für Bestürzung sorgte ein Angriff 20 bis 30 Vermummter vor drei Jahren am Bahnhof Weddel, die mit Latten, Schlagwerkzeugen und Steinen bewaffnet einen mit 96-Fans besetzten Regionalzug attackierten. Die als Braunschweig-Anhänger identifizierten Angreifer warfen unter anderem Rauchbomben in den auch von Kindern besetzten Zug. Ausschreitungen bei Amateur- und Jugendspielen der 1895 und 1896 gegründeten Klubs sind keine Seltenheit.
Bei direkten Duellen um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga 1997 und 1998 erhielt die, man muss schon sagen, Feindschaft weiteren Auftrieb. Auch das bislang letzte Pflichtspiel der beiden Teams, die 2003 in Braunschweig im DFB-Pokal aufeinander trafen (2:0 für Braunschweig), wurde von Krawallen und einer Spielunterbrechung begleitet. Und gerade zwei Monate nach dem Freitod des 96-Torhüters Robert Enke rollten Hannover-Fans ein Plakat aus, auf dem, an die Eintracht gerichtet, „Tod und Hass dem BTSV“ stand.
Die Rivalität wird indes eher vonseiten der Braunschweiger Anhänger „gepflegt“, denen man insgesamt einen stärkeren Fanatismus nachsagt. Vielleicht ist das typisch für den „kleineren“ Nachbarn – die ehemals bedeutsamere Stadt ist nur noch halb so groß, der sportliche Erfolg lag in den letzten Jahren bei den 96ern. Historisch reicht die Rivalität bis ins 17. Jahrhundert zurück. Von da an büßte Braunschweig politisch an Status ein und stieg schließlich vom eigenen Land zum Zonenrandgebiet ab, während Hannover zum Sitz des Kurfürsten und später zur Provinz- und Landeshauptstadt wurde. „Im Fußball wird diese Rivalität ausgelebt. Fußball ist etwas, das stolz machen und Identität geben kann“, sagte der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident und Eintracht-Chef Gerhard Glogowski.
Quelle: allgemeine-zeitung.de -> hier