Archiv für 23. November 2011

Herr Schnoor und das Glück

Vor einem Jahr hatte der Wirt des „Café K“, Ralf Schnoor, die Fernsehmillion bei Günther Jauch gewonnen. Damals hatte er angekündigt, dass sich in seinem Leben nicht viel ändern werde. Stimmt, er ist geblieben, wie er war.
 
Foto: „Der fährt tipptopp, rostet nicht, und es passt alles perfekt rein“: Millionär Ralf Schnoor, hier vor seinem „Café K“ in Linden, will seinen alten Opel Astra behalten.
 
Der weiße Toilettencontainer, der derzeit in der Nähe des Pariser Platzes steht, stellt mehr dar als bloß eine zweiwöchige Blockade der heftig umkämpften Parkplätze in Linden-Mitte. Der Behelfsbau ist zugleich Teil einer Geschichte, einer ausgesprochen schönen Geschichte. Sie handelt vom großen Glück, von viel Geld und davon, was es heißt, sich selbst treu zu bleiben. Die Geschichte begann vor einem Jahr in Köln und spielt seither in Linden. In der Hauptrolle: Ralf Schnoor, Inhaber des „Café K“ am Pariser Platz. Am 26. November 2010 hatte der sympathische Gastronom mit Wissen und Witz bei Günther Jauchs RTL-Fernsehquiz als erster Kandidat nach fast vier Jahren wieder die Million gewonnen – und gleich angekündigt, dass sich in seinem Leben wohl nicht viel ändern werde.Die in die Jahre gekommenen Toiletten im „Café K“ allerdings, die wolle er nach dem Gewinn endlich einmal „machen“, hatte Schnoor seinen Gästen versprochen. Zudem wollte er sich zusammen mit seiner Frau Sarah Atashfashan eine Eigentumswohnung leisten, mittlerweile sind sie in der Oststadt fündig geworden. Und vor dem „Café K“ zeugt nun der Sanitärwagen davon, dass die Sanierung der Toilettenanlage läuft. Schnoor, nach wie vor Mieter der Caféräume, investiert gerade eine fünfstellige Summe in deren Verschönerung. Vergangene Woche hatte der Gastronom schon Lüftung und Elektrik erneuern, alle Fenster austauschen und eines neu durchbrechen lassen. „Von dem Geld könnte ich mir auch einen Porsche kaufen“, sagt er schmunzelnd.

Doch den will er ja bekanntlich nicht. Auch diesbezüglich hat Schnoor Wort gehalten: Er setzt immer noch auf seinen nun 13 Jahre alten Opel Astra, einen silberfarbenen Kombi. „Der fährt tipptopp, rostet nicht, und es passt alles perfekt rein.“ Ein Jahr TÜV hat der rollende Gefährte noch. Stünde dann nicht doch mal ein neuer Wagen an? „Mal sehen“, sagt Schnoor. Ein Auto sei für ihn ein Gebrauchsgegenstand, mehr nicht. Die eigene Wohnung sei dagegen ein echter Herzenswunsch gewesen. Geprotzt wird aber auch hier nicht. 120 Quadratmeter plus großer Dachterrasse im ersten Stock eines Altbaus aus den dreißiger Jahren sind es geworden. „Goldene Wasserhähne gibt es nicht“, meint Schnoor und grinst. „Damit will man doch nur die Freunde beeindrucken, und solche Freunde haben wir nicht.“

Bezahlt haben seine Frau und er – der Wirt hatte ihr die Hälfte des Gewinnes geschenkt – die Kaufsumme auf einen Schlag. War ja möglich mit der Million. Es sei für ihn ein Zeichen von Freiheit gewesen, sagt Schnoor. „Schließlich musste ich als kleiner, selbstständiger Unternehmer jahrzehntelang Schulden machen.“ Sarah Atashfashan, von Beruf Innendekorateurin, hat zudem ihren kleinen Laden mit Werkstatt direkt gegenüber des „Café K“ gekauft und renovieren lassen. Die Wohnung und die Umbauten der Geschäftsräume sind für das Paar die wenigen markanten Veränderungen im Jahr nach der Million. Der 50-jährige Schnoor freut sich wie ein Kind, dass er sein Café, das er seit mehr als 25 Jahren führt, aufwerten konnte. „Durch das zusätzliche Fenster ist es viel heller geworden“, sagt er strahlend. Ansonsten aber ist das gemütliche Ambiente mit den braunen Holzstühlen und den cremefarbenen Wänden geblieben. Auch den Nadelfilzteppich im hinteren Bereich, nicht gerade ein Designstück, will der Gastronom behalten. „Der ist so wunderbar strapazierfähig – einfach nur absaugen.“

Das alles gehört eben zum Prinzip Schnoor: Tun, was ansteht, und Wort halten, aber weiter keinen Wind machen. Schon auf dem Siegerstuhl bei Jauch hatte der gelernte Konditor gesagt, dass er weiterhin arbeiten werde wie bisher. Er ist wie immer täglich im „Café K“ anzutreffen, macht die Einkäufe im Großhandel und sorgt dafür, dass die berühmten Trüffel und die Käsetorte stets ebenso ihre Qualität bewahren wie der warme Mittagstisch oder die Abendgerichte. Und der öffentliche Wirbel um den Millionengewinn hatte nach drei, vier Wochen schließlich auch wieder nachgelassen.

Im vergangenen Winter hatten Medien aus der ganzen Republik über den netten Millionär mit dem freundlichen Blick und der sanften Stimme berichtet, der sich für sein Tablequiz alle 14 Tage im „Cafe K“ auch selbst regelmäßig Wissensfragen ausdenkt. Von der „Nordwestdeutschen Handwerks-Zeitung“, die sich über einen Konditor im Glück freute, bis hin zum „Spiegel“ war die Presse vertreten; auch etliche Radio- und Fernsehteams besuchten Herrn Schnoor.

Es entwickelte sich zudem eine Art Fantourismus, Hannover bekam nach Bremen plötzlich in Linden sein eigenes Schnoor-Viertel. „Da sind sogar Leute aus Berlin angereist, die sich das alles mal anschauen und sich mit mir fotografieren lassen wollten“, erzählt Schnoor. Auch das sei zwar weniger geworden. Doch ungefähr einmal pro Woche werde er noch auf der Straße auf seinen Fernsehauftritt angesprochen, bei dem er so sympathisch und lustig herüberkam. Auf Neider sei er aber nie getroffen, sagt der Gastronom.

Und er hat einen Gewinn erzielt, der nicht in Geld aufzuwiegen ist: „Die Leute bekommen ein Lächeln im Gesicht, wenn sie mich sehen. Das fühlt sich gut an für jemanden, dessen Lebensziel es immer war, gemocht zu werden.“ Auch das Geschäft fühlt sich gut an. „Meine Mitarbeiter haben sich so toll weiterentwickelt, dass ich manchmal schon denke, ich sei entbehrlicher geworden“, meint der Chef. Nach seinem Millionengewinn hatte er ihnen die Gehälter erhöht, das sei wohl zusätzliche Anerkennung und Motivation für sie gewesen. Und weil er sich nun hin und wieder „entbehrlicher“ fühlt, will er sich mit seiner Frau über Weihnachten und Silvester etwas gönnen, was die beiden noch nie gemacht haben:

Es soll nach New York und San Francisco gehen. Viel Zeit für große Reisen sei durch die Arbeit und die Bauplanungen bisher nicht gewesen, sagt Schnoor. Selbst Freundin Britta in Australien hat das Paar noch nicht besucht, obwohl das eigentlich versprochen war. „Wir waren im April eine Woche auf Teneriffa.“ Das passt am Ende zu jemandem, der Linden und Hannover liebt und von sich sagt: „Asien und Lateinamerika reizen mich nicht, und in Australien wäre Britta das Interessanteste.“

Auch in anderer Hinsicht ist sich Schnoor treu geblieben. Er guckt nach wie vor „rasend gern“ jede neue Folge von „Wer wird Millionär?“ Der letzte war er – seither hat es noch kein anderer wieder geschafft.

( Quelle: HAZ.de )

Dieses Lächeln macht 96 froh

Veröffentlicht: 23. November 2011 in AKTUELLES / NEUES, Hannover 96
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Dieses Lächeln macht 96 froh

 
Nach elf Wochen stationärer Behandlung hat Markus Miller wieder mit dem Training begonnen. Der Ersatz-Torwart von Hannover 96 hatte seine psychischen Erkrankung in einem viel beachteten Schritt publik gemacht.
 
Nach elf Wochen stationärer Behandlung hat Markus Miller wieder mit dem Training begonnen.
 
Für Markus Miller hat der Weg zurück in die Normalität begonnen. Am Dienstag sollte es ein erster Schritt dahin sein für den Torwart von Hannover 96, zurück in den Alltag eines Profifußballers. Es wurde ein viel beachteter erster Schritt, genauestens verfolgt von mehreren Fernsehkameras und etlichen Fotografen. Jede Bewegung des 29-Jährigen beim Training, später jede Äußerung, wurde umgehend notiert. Mittags bei der Pressekonferenz, zu der der Klub eigens eingeladen hatte, war der Raum im Untergeschoss der AWD-Arena voller als vor einem Gastspiel des FC Bayern München. Die schönste Nachricht des Tages fasste Miller dabei in wenigen Worten zusammen: „Ich bin gesund zurück“, sagte er strahlend, „mir geht es gut, und ich fühle mich wohl.“Die Rückkehr Millers, der sich Anfang September wegen mentaler Erschöpfung und beginnendem Burn-out in stationäre Behandlung begeben hatte, wurde zu einem medialen Ereignis. Der Torwart war darüber auch sichtlich erstaunt. „Man stellt sich vorher einiges vor, auch medial. Aber es ist schon überraschend, so viele Leute zu sehen, nachdem man elf Wochen weg war“, sagte er und fügte schmunzelnd hinzu: „Es ist nicht ganz einfach, nachdem man lange in einem geschlossenen Raum war, wenn dann so viele Menschen da sind.“

Miller und 96 hatten sich dennoch wie bereits beim Ausbruch der Krankheit dafür entschlossen, genau diesen Weg einzuschlagen. „Wir haben uns für diese Form entschieden, um so den ersten Ansturm für Markus etwas zu blockieren“, sagte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Vor Miller war noch kein Bundesligaprofi mit einer psychischen Krankheit derart offen umgegangen, und es ist auch noch keiner zurückgekehrt in den Sport. Der Familienvater, der sich bei Therapeuten, Familie und 96 („Viel besser kann ein Klub damit nicht umgehen“) bedankte, wehrte sich nicht dagegen, in diesem Fall ein „Vorbild“ zu sein. „Wenn es dazu beiträgt, dass sich das Bewusstsein in der Öffentlichkeit ändert, dann bin ich gerne ein Vorbild“, sagte er. Nach Miller hatte auch Schalkes Trainer Ralf Rangnick den Mut, zu seinen psychischen Problemen zu stehen. „So ernst das mit ihm ist, mir hat das ein wenig Erleichterung gebracht, weil ich nicht alleine in der Öffentlichkeit stehe“, sagte Miller.

Die Rückkehr des Torhüters in den Profialltag könnte auch für Rangnick ein Signal sein. „Markus’ Fall zeigt, dass der Weg zurück immer möglich ist“, sagte Sportdirektor Schmadtke. Der Gang in die Öffentlichkeit habe bei der Genesung geholfen, meinte Miller, der dann für eine Selbstverständlichkeit um Verständnis bat: „Ich hoffe, Sie verstehen, dass ich keine weiteren Details zur Behandlung nennen und nichts Persönliches preisgeben möchte.“

Fest steht, dass der Torwart und Mensch Miller im September an einem absoluten Tiefpunkt war. In einer Situation, in der er nicht mehr alleine klarkam. Er brauchte externe und aktive Hilfe, und was mindestens genauso wichtig war: Er war bereit, sie auch anzunehmen. „Es ist einfacher, an sich zu arbeiten, als 80 Millionen Deutsche zu verändern“, sagte er. „Es waren für mich interessante, spannende und emotionale Wochen.“

Eine Krise kann auch eine Chance für einen Neuanfang sein. „Ich bin neu aufgestellt“, sagte Miller. Und jetzt freut er sich, endlich zurück zu sein: „Fußball ist meine Leidenschaft, er ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.“

Und in diesen Teil seines Lebens ist er zurückgekehrt. Endlich wieder Training (Miller: „Ich wäre auch mit einem ausgerissenen Bein auf den Platz gegangen“), endlich wieder Training mit der Mannschaft, mit der ihn nach eigener Aussage so viel verbindet. Eine Videobotschaft der Mitspieler habe ihm bei der Genesung geholfen. Und: „Ich hatte sofort wieder das Gefühl, dass ich ein fester Bestandteil dieses Teams bin.“ Morgens vorm Training, als einer nach dem anderen eintrudelte, sei er von jedem Einzelnen herzlich begrüßt worden. „Es war schön, mal wieder die Jungs zu drücken“, sagte er. Es war flapsig gemeint, aber man merkte, wie ernst ihm das war.

Auf dem Weg von der Kabine zur Mehrkampfanlage, da wirkte er ob des medialen Auflaufs etwas unsicher, doch spätestens, als er auf dem Trainingsplatz stand, da war er wieder in seinem Element. Die lange Pause sah man ihm in keiner Phase an, vielmehr verblüffte seine Fitness. Man sah, dass er auch in seiner „Auszeit“ hart trainiert hat. Miller ging im Trainingsspiel keinem Zweikampf aus dem Weg. „Es ist schön, den Markus wieder durch die Gegend fliegen zu sehen“, sagte Schmadtke. „Wir hoffen, dass er möglichst schnell den Kader wieder vervollständigt.“ Daran lässt Miller keinen Zweifel: „Es fehlt nicht so viel. Ich fühle mich körperlich in Topform.“

Im Kader steht er wohl schon in der nächsten Woche in Lüttich. Zu Europa-League-Spielen reist 96 mit drei Torhütern an; und die Chancen stehen für Miller gut, dabei zu sein. Das wäre dann ein Stück Normalität.

( 22.11.2011 / Quelle: HAZ.de )

Natürlich darf Berlus(t)coni nicht in einem vernünftigen & seriösen Blog fehlen! Ich war mir lediglich lange Zeit nicht sicher, in welche Rubrik Berlusconi erscheinen sollte….Witz…Sport… 🙂

Ein Lüstling im Blog